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Der „Gude Gerd“ gastiert in der Brentanoscheune

Winkel | Von Christine Dressler (Wiesbadener Kurier)

„Es ist einfach mein Ding, Leute zum Lachen zu bringen“, sagt Gerd Brömser. „Das macht mir Spaß, und es gibt für mich nichts Schöneres.“ Im 33. Jahr Sitzungspräsident des Aulhausener Carneval-Clubs und seit fünf Jahren parallel solo unterwegs, hat der Aulhausener Inhaber einer Vertriebsfirma keine andere Erklärung für seinen Erfolg als Rheingauer „Gude Gerd“. Die Fangemeinde aber hat eine: Sie schätzt, wie witzig und liebevoll der Comedian sich selbst samt Familie und Umfeld mit Analysen im Kleinen auf die Schippe nimmt, statt bösartig Gift über gängige große Themen zu versprühen. Das war auch bei seinem siebten Auftritt in der Brentanoscheune so. Wie jedes Mal vor ausverkauftem Haus, stellte der 57-Jährige auf der Rheingauer Wein-Bühne sein neues Programm vor: „Ich glab, mein Boam brennt“ stürzte 250 Besucher von einem Lachanfall in den nächsten.

Dabei mischte Brömser alte Renner und neue Gags – zum ersten Mal mithilfe seines Bruders. Tosenden Applaus erhielt Fliesenleger Uli Brömser, 46, als er zum Auftakt Schokonikoläuse auf der Bühne und ans Publikum, wie zum Beispiel an seine Mutter, verteilte. Dass er und nicht der Comedian im Nikolauskostüm steckte, wusste keiner. Umso größer war der Jubel der hinten Sitzenden, als der „Gude Gerd“ zwischen ihnen im Anzug rief: „Wer vorne hockt, hat einen guten Platz, kriegt aber halt nix mit.“

Vom Kostüm des Bruders – „das billigste vom billigsten Polyester“ – kam Brömser auf das prächtige Gewand in Aulhausen, das Generationen von Nikoläusen so verklebt hätten, „dass der Bart von selbst hielt“. Anders als die chattenden Kinder heute, die überbehütet mit künstlichen „Barfußpfaden“ in „Bodenhaltung“ nicht mehr auf Bäume klettern dürften, „hatte mir noch Respekt“ und „acht Jahr Ängst vorm Nikolaus“, erzählte Brömser vom Grauen in der Kindheit. Jetzt habe er sich am damals „noch richtig böse Moa“ gerächt und den Hilflosen im Thomas-Morus-Haus „in den Schatten geschoben“.

Zwischen beliebten Gags von der Frauenquote in der Rentierhaltung bis zum Treff verzweifelter Männer am 24. Dezember in der Parfümerie auf Geschenksuche oder zu Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten streute Brömser ständig neue Ideen.

Gaben für die Gattin

Da imitierte er mit dem Mund Geräusche wie Whirlpoolblubbern samt Fußpilz und Schwefeldämpfen beim Wellness-Rundumschlag ebenso pfiffig wie zum Beispiel Feuerwerk und Gewehr, Reifenwechsel, Urwald, Frosch und brutzelnde Eier. Seine Palette misslungener Gaben für die Gattin wie Tomatenhäuschen oder Pürierstab gipfelte im neuen Lied über Müllgeschenke nach der Melodie von „Jingle Bells“. Später besang er augenzwinkernd ein drängendes Intimproblem und „Leise rieselt der Schnee“ in zahlreichen Sprachen bis zu „Türkdeutsch“.

Nervtötenden Krach wie Flug- und Bahnlärm, Blätterbläser und -sauger imitierte Brömser so perfekt und lustig wie Hits von Grönemeyer, Lindenberg und Pavarotti in der schon traditionellen Gesangsrevue, die das Publikum nach gut zwei Stunden vehement vom „ungekrönten Rheingauer Mundartkönig“ forderte.